Hier ein Ausschnitt aus einem Interview, das Stephan Kowarik von der PNP Passauer Neuen Presse mit mir geführt hat, und eine schöne Zusammenfassung meiner Einstellung zur KI-Kunst ist:
PNP: Frau Leopoldi, KI ist heute in aller Munde. Häufig jedoch wird sie eher kritisch gesehen. Auch im Bereich seriöser Kunst führt sie bislang ein Schattendasein. In Ihrem Werk allerdings finden sich bereits Spuren davon. Welchen Stellenwert schreiben Sie persönlich der KI zu?
Kormann-Leopoldi: Aus Sicht der Kunst ist die KI ein Geschenk. Ich stelle mich ganz bewusst auf die Seite der KI-Kunst-Anhänger. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich mich von meinem ursprünglichen Arbeitsbereich, der Malerei, zur Fotografie und schließlich der künstlerischen Fotografie weiterentwickelt. Durch die spielerische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der „Maschine“ Kamera konnte ich bereits mehr mit meinen Bildern erzählen als mit reiner Malerei. Die Möglichkeiten der bildgebenden KI betrachte ich als logische Weiterentwicklung dieses Prozesses. Das Werkzeug KI bietet mir eine neue Art der Kreativität, die mich noch weit mehr überraschen kann als die Programme und Algorithmen rund um die Fotobearbeitung. Durch diesen Zufall werden die bisherigen Grenzen meiner Erzählungen gesprengt. Die so entstehende neue Kategorie meiner Werke nenne ich „Algobrush meets Leopoldi-Art“.
Deshalb möchte ich dazu beitragen, KI-Kunst auch als eigene Kunstform zu etablieren.
Um damit allerdings ernst genommen zu werden, muss man differenzieren: Was ist Kitsch – das, was für Werbung, Marketing etc. verwendet wird – und was ist echte KI-KUNST?
PNP: Sie sehen die KI also durchweg positiv. Fürchten Sie nicht, dass diese neue Form von Realität sich auch verselbständigen und Künstler als Subjekte kreativen Schaffens überflüssig machen kann?
K-L: Ich fürchte mich gar nicht vor der KI. Im Gegenteil. In meinem Verständnis von Kunst als einem Erzählvorgang ist die Ausgangsbasis eine konkrete Idee im Kopf, ein eigenes Foto oder Werk. Bildgenerierende KIs dienen dann als Werkzeug dazu, in aufeinander abgestimmtem, wechselseitigem, kooperativem Handeln diese Idee in ihrer Feinheit entstehen zu lassen.
Die ästhetische Verantwortung – und darauf zielt Ihre Frage wohl ab – liegt weiterhin beim Künstler, der den Entwicklungsprozess bewusst stoppt, wenn sich das entstandene Bild mit dem Bild in seinem Kopf deckt. In diesem Moment übernimmt er die Autorschaft des Werkes. Denn im Unterschied zu ihm kann eine KI nicht erkennen, wann ein Bild richtig und fertig im Sinne einer ästhetischen Vorstellung ist. Hinzu kommt die Bedeutung der Kennzeichnungspflicht für Werke, bei deren Entstehung eine KI mitgewirkt hat.
Diese Transparenz soll auch für eine Art Qualitätsstempel zugunsten des Werks sorgen.
Eine KI ist ja nichts anderes als eine Maschine ohne Verlangen, ohne Wünsche, ohne Neugierde, ohne Lust. Sie hat keinerlei menschliche Empfindungen. Und genau hier liegt für mich der größte Unterschied zwischen menschlicher Kunst und Maschinenkunst. KI-Bilder sind das Ergebnis von Bildmaterial, Algorithmen und Prompt-Anweisungen, die beliebige, zufällige Geschichten erzählen können. Demgegenüber definiere ich Kunst als das Ergebnis von Neugier und der Lust konkrete Geschichten zu erzählen.
Hier das gesamte Interview als PDF:
Alles Wichtige zum Kunstprojekt „Leopoldi-Art meets Louise Lawler“ findet ihr auf folgender Seite.
Eva Leopoldi
Leopoldi-Art.repeated.different
Mehr Informationen:
www.leopoldi-art.com
www.leopoldi-photography.com